Blick in ein Cockpit mit Piloten.
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Interview mit einem Piloten: Wie sicher ist Fliegen wirklich?

Ein Gespräch mit Kapitän Thomas Berger über die Realität im Cockpit, Sicherheit in der Luftfahrt und warum Fliegen heute sicherer ist als je zuvor.

Redaktion (R): Herr Berger, Sie fliegen seit über 20 Jahren als Berufspilot und haben Tausende Flugstunden hinter sich. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.

Thomas Berger (TB): Sehr gern. Ich freue mich, über ein Thema zu sprechen, das mir nicht nur beruflich, sondern auch persönlich sehr am Herzen liegt.

R: Beginnen wir direkt mit der zentralen Frage: Wie sicher ist das Fliegen heute wirklich?

TB: Kurz gesagt: Fliegen ist heute eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, liegt bei etwa 1 zu 11 Millionen. Das ist eine Zahl, die vielen nicht bewusst ist. Im Vergleich dazu ist das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, um ein Vielfaches höher.

Technik und Sicherheitssysteme auf höchstem Niveau

R: Woran liegt das – was macht das Fliegen so sicher?

TB: Da gibt es viele Faktoren. Einer der wichtigsten ist die Technik. Flugzeuge werden mit einer extremen Redundanz gebaut – das bedeutet: Fast alle sicherheitsrelevanten Systeme sind mehrfach vorhanden. Es gibt zwei Hydrauliksysteme, zwei elektrische Systeme, zwei Funkgeräte – manchmal sogar drei. Selbst wenn ein Triebwerk ausfällt, kann das Flugzeug noch sicher weiterfliegen und landen.

R: Und wie oft kommt es tatsächlich zu technischen Ausfällen?

TB: Sehr selten – und wenn, dann meist in Bereichen, die keinen Einfluss auf die Sicherheit haben. Viele technische Meldungen betreffen Komfortfunktionen oder kleinere Anzeigen. Aber selbst wenn mal ein ernsthafter Fehler auftritt, sind wir darauf geschult und haben Checklisten, um schnell und routiniert zu handeln.

Pilotenausbildung: Streng, intensiv und regelmäßig überprüft

R: Apropos geschult – wie sieht die Ausbildung und die regelmäßige Überprüfung eines Piloten aus?

TB: Die Pilotenausbildung ist sehr umfangreich und anspruchsvoll. Sie dauert in der Regel zwei Jahre, und danach folgt noch die Type-Rating-Ausbildung, also das Training auf ein spezielles Flugzeugmuster. Doch damit hört das Lernen nicht auf. Alle sechs Monate müssen wir in den Simulator, wo Notfälle wie Triebwerksausfall, Feuer an Bord oder Hydraulikausfall geprobt werden – unter realistischen Bedingungen. Zudem gibt es jährliche medizinische Untersuchungen und regelmäßige Überprüfungsflüge mit einem Prüfer im Cockpit.

R: Das klingt sehr streng.

TB: Und das ist auch gut so. Die Luftfahrt ist eine Branche, in der es keine Kompromisse gibt, wenn es um Sicherheit geht. Fehleranalysen, Berichte und neue Erkenntnisse werden weltweit geteilt. Das macht das System so robust.

Turbulenzen und andere Mythen

R: Viele Menschen haben Angst vor Turbulenzen. Wie gefährlich sind sie wirklich?

TB: Turbulenzen sind unangenehm, aber nicht gefährlich. Ein modernes Flugzeug ist so gebaut, dass es selbst starke Turbulenzen ohne Probleme aushält. Es fühlt sich manchmal dramatischer an, als es ist – einfach weil der Mensch den Kontrollverlust nicht mag. Aber wir Piloten wissen, wie man Turbulenzen umfliegt oder – falls nötig – durchfliegt.

R: Gibt es da bestimmte Grenzen?

TB: Natürlich. Wenn wir merken, dass eine Zone zu heftig ist, holen wir Wetterinfos ein oder ändern die Flughöhe. Oft sind es lokale Gewitterzellen oder Jetstreams, die Turbulenzen verursachen. Moderne Flugzeuge haben Radarsysteme, mit denen wir viele dieser Phänomene frühzeitig erkennen können.

Kommunikation im Cockpit und Crew-Kultur

R: Wie sieht die Zusammenarbeit im Cockpit aus? Gibt es Hierarchien?

TB: Ja, aber die sind heute viel flacher als früher. Wir sprechen von einem sogenannten „Crew Resource Management“. Das bedeutet, dass jeder seine Meinung äußern darf – und soll. Wenn der Co-Pilot etwas sieht, was der Kapitän übersehen hat, ist er verpflichtet, das anzusprechen. Diese offene Kommunikation ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor.

R: Wie hat sich das verändert?

TB: Früher gab es ein eher militärisches Denken – der Kapitän hatte das Sagen. Heute ist das Team entscheidend. Auch die Kabinenbesatzung ist ein wichtiger Teil der Sicherheitskette. Jeder achtet auf jeden.

Was passiert bei einem medizinischen Notfall an Bord?

R: Was passiert, wenn jemand an Bord medizinische Hilfe braucht?

TB: Zunächst hilft die Crew, die geschult ist in Erster Hilfe. Dann wird per Lautsprecherdurchsage gefragt, ob ein Arzt an Bord ist – erstaunlich oft ist das der Fall. Parallel entscheiden wir im Cockpit, ob wir einen Ausweichflughafen anfliegen. Diese Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab: Zustand des Patienten, Entfernung zum nächsten Flughafen, Wetterbedingungen und so weiter.

Klimawandel und Umweltbewusstsein

R: Der Luftverkehr steht zunehmend in der Kritik wegen des CO₂-Ausstoßes. Wie sehen Sie das als Pilot?

TB: Es ist richtig, dass wir als Branche Verantwortung übernehmen müssen. Und das passiert auch. Moderne Flugzeuge wie der Airbus A350 oder die Boeing 787 verbrauchen bis zu 25 % weniger Kerosin als ältere Modelle. Auch nachhaltiger Flugkraftstoff wird immer mehr getestet. Wir fliegen effizienter, planen optimierte Routen und vermeiden unnötige Wartezeiten. Der Luftverkehr arbeitet intensiv an klimafreundlicheren Lösungen.

Was passiert, wenn etwas wirklich schiefläuft?

R: Was, wenn es doch mal zu einem ernsten Problem kommt?

TB: Genau für diesen Fall sind wir ausgebildet. Ein Beispiel: Wenn beide Triebwerke ausfallen – was extrem selten ist –, kann ein Jet immer noch gleiten und kontrolliert landen. Es gibt reale Beispiele, wie den „Hudson River“-Vorfall mit Kapitän Sully, die zeigen, wie professionell Crews in solchen Situationen reagieren. Und das sind keine Ausnahmen – das ist das Ergebnis jahrzehntelangen Trainings.

Emotionale Aspekte des Pilotenberufs

R: Wird man nach all den Jahren eigentlich noch nervös?

TB: Ein gesunder Respekt bleibt immer. Aber Nervosität? Nein. Wir gehen jede Situation mit der nötigen Routine an. Wir wissen, was zu tun ist – und das gibt Sicherheit.

R: Was lieben Sie am meisten an Ihrem Beruf?

TB: Den Blick aus dem Cockpit über die Wolken. Die Stille in der Luft. Und die Verantwortung – sie ist nicht belastend, sondern erfüllend. Ich bringe Menschen sicher ans Ziel, das ist ein schönes Gefühl.

Ihr Rat an Menschen mit Flugangst?

TB: Informieren Sie sich. Verstehen hilft gegen Angst. Wer weiß, wie sicher ein Flugzeug ist, wie oft wir trainieren, wie viele Checks es vor dem Start gibt – der sieht das Ganze oft anders. Und sprechen Sie mit der Crew – wir sind da, um zu helfen. Auch psychologisch.

Fazit: Vertrauen ist gut, Wissen ist besser

Fliegen ist heute nicht nur sicher – es ist ein Paradebeispiel für weltweite Zusammenarbeit, Hightech-Innovation und menschliche Verantwortung. Wenn ein Pilot mit 20 Jahren Erfahrung ruhig bleibt, während Turbulenzen das Flugzeug durchschütteln, dann deshalb, weil er weiß, wie zuverlässig das System ist.

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